Science fiction solidarity

Ich glaube ich bin im falschen Film gelandet, Science-fiction ist nicht so meins.

Menschen verabreden sich zum gemeinsamen Essen - jede*r für sich zuhause am eigenen Bildschirm, Sexarbeiterinnen erstellen Hygienekonzepte mit Ganzkörperfrischhaltefolie und dürfen dann doch nicht arbeiten, Polizisten fangen Kinder beim Rodeln ab, sich ohne Impfpass frei zu bewegen könnte in Zukunft schwierig werden…

Ich hätte nicht gedacht, so etwas einmal zu erleben.

Es ist alles nachvollziehbar, infektionsschutzmäßig  begründet, für die eigene Sicherheit oder aus Solidarität mit anderen. Für manche Leute, die im Gesundheitsbereich arbeiten oder sich als Risikopatient definieren mag das alles einen Sinn machen. Es gruselt mich trotzdem, besonders wenn es zur Pflicht erhoben wird, ob moralisch oder gesetzlich angeordnet.

Maske tragen, Hände desinfizieren, Kontakte beschränken, selbst Impfungen werden als Akte der Solidarität mit Schwächeren definiert. Damit alle alles brav mitmachen und auch impfunwillige Pflegekräfte überzeugt werden. Und sind sie nicht willig dann kommt vielleicht die Zwangsimpfung, beschönigend als Impfpflicht bezeichnet, was den Beruf der Alten- und Krankenpflege nicht attraktiver machen dürfte. Impfungen weltweit erstmal vor allem Slumbewohnenden oder Geflüchteten zur Verfügung zu stellen, den Patentschutz aufzuheben wäre ein Akt der Solidarität, aber das ist kein großes Thema.

Schön, dass Solidarität auf einmal so groß geschrieben wird. Schade, dass es so einseitig und zwanghaft passiert.

Es gibt „Schwächere“, zum Beispiel alte Menschen, die das gar nicht wollen, die ihre Enkel lieber ohne als mit Maske treffen.

Bei mir ist die Stimmung komplett gekippt. Zu Beginn der Pandemie war ich noch wild entschlossen, meinen Beitrag zur Rettung der siechenden Menschheit zu leisten, in der illusionären Hoffnung, dass grade das große Zeitalter der Solidarität angebrochen ist. Inzwischen bin ich gründlich ernüchtert und je mehr Kontrolle und Zwangsmaßnahmen zunehmen umso unwilliger werde ich. Solidarität muss von Herzen kommen, nicht unter Druck und Androhung von Strafen.

Ich bin auf jetzt auf andere Art solidarisch, zum Beispiel mit der Friseurin meines Vertrauens die -aus guten Gründen- einen Maskenbefreiungsattest hat. Mit der alleinerziehenden Mutter von zwei kleinen Kindern, die sich das testen lieber erspart, weil eine zweiwöchige Quarantäne nicht lebbar wäre. Mit den Klimaaktivisten die allen Einschränkungen zum Trotz Aktionen gegen die voranschreitende ökologische Zerstörung machen. Ab und zu bin ich sogar solidarisch mit den vielen bettelnden Männern und Frauen, die in den S- und U- Bahnen herumtigern und mit Hygiene anscheinend nicht allzu viel am Hut haben, sie kriegen trotzdem manchmal einen Euro von mir.