Apokalypse

Apokalypse bedeutet Untergang und Aufgang. Ich habe den Eindruck, dass wir in apokalyptischen Zeiten leben. Vielleicht bilde ich mir das ein. Ich hatte den Eindruck schon als Kind und Jugendliche, in Bezug auf die Atomkraft und dann später immer mal wieder. Tschernobyl und Fukushima sind nicht weg zu diskutieren, aber irgendwie ging es dann doch immer weiter. Rund um Tschernobyl wachsen nun viele Pilze, Wölfe sollen dort unterwegs sein und angeblich gibt es Menschen, die dorthin zurückkehren in verbotenes, verseuchtes Gebiet.

 

Das wir uns in einer Anfangsphase eines Aussterbeprozesses befinden wurde mir klar, als es im November 2019 in Australien so brannte wie noch nie und nicht nur in Australien.

Und dann kam der Corona-Virus. Erschreckend, aber es hat mich auch entlastet, dass alle anderen nun genauso im Katastrophen-Modus waren wie ich selbst. Es kommt mir vor, als ob die extremen Reaktionen die diese Pandemie auslöst, nicht ausschließlich der Angst vor den Auswirkungen des Virus geschuldet sind. Sondern viele Menschen mehr oder weniger (un-)bewusst wissen, dass wir uns am Rande des Abgrunds befinden. Corona ist wohl nur der Anfang und weil viele das letztlich ahnen, macht es uns besonders viel Angst.

 

Es hat zwar schon immer Epidemien und Pandemien gegeben, aber sie sind doch deutlich häufiger geworden. Die ökologische- und Klimakrise, die industrialisierte Landwirtschaft tragen ihren Teil dazu bei. Durch die Erderhitzung verbreiten sich Erreger in bisher kältere Gebiete. Durch die industrialisierte Landwirtschaft und die voranschreitende Zerstörung der Wälder verlieren viele Tiere ihren Lebensraum. Geschwächt sind sie anfälliger und bieten Viren einen guten Nährboden, um sich zu verbreiten. Eine herausragende Brutstätte für Viren ist die Massentierhaltung, da diese bedauernswerten Kreaturen so artfremd leben müssen, dass sie grundsätzlich krank sind und unter dauerhafte Antibiotikagaben gesetzt werden. Antibiotika bedeutet „gegen das Leben“, aber gegen Viren kommen sie nicht an. Viren gelten für die Wissenschaft nicht als Lebewesen, aber darüber gibt es auch andere Ansichten.

 

Die Erde braucht ein ökologisches Gleichgewicht von Mikroorganismen, Pflanzen, Menschen und anderen Tieren. Es sterben viele Tier- und Pflanzenarten aus, so viele wie nie zuvor seit Menschheitsgedenken, global etwa 150 täglich.

Das globale Ökosystem gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht und die kleinsten aller Lebewesen, die noch nicht einmal als Lebewesen anerkannt sind, bringen nun das System der Menschen ins Wanken. Aller Wahrscheinlichkeit nach kommen noch ganz andere Katastrophen auf uns zu und für viele Menschen, vor allem im globalen Süden, sind sie jetzt schon Realität.

 

Die Menschheit hat sich in vieler Hinsicht sehr weit entwickelt, was ihre Anzahl, ihre technischen Möglichkeiten, ihr Wissen und die Vielfalt ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen anbelangt. Genauso ist aber auch ihre Zerstörungskraft gewachsen und die Absurdität materieller Ungleichheit. Der Virus betrifft alle, genauso wie die Klimakrise, aber nicht alle gleichermaßen, langfristig gesehen allerdings schon, weil wir alle die Erde bewohnen.

 

Phönix aus der Asche. Aus der Asche der brennenden Wälder und der Coronapandemie. Welcher Phönix wird wohl auferstehen?