Feueralarm im Wendland:
Mit dem Feuer der Zerstörung fing es im Wendland 1975 an, es brannte ein großer Wald bei Gorleben ab, durch Brandstiftung. Das Gebiet war von Interesse für die Atomkonzerne um dort eine Wiederaufarbeitungsanlage(WAA) zu errichten.
Doch es entzündete sich das Feuer des Widerstandes. Über Jahrzehnte brannte es in Form einer breiten Bewegung gegen die WAA im besonderen und die Atomkraft im allgemeinen. Geprägt, einerseits, von lokalen Interessen, vertreten, zum Beispiel, durch die bäuerliche Notgemeinschaft. Auf der anderen Seite getragen von grundsätzlichen Bedenken gegenüber einer hochtoxischen Technologie, die selbst wenn sie unter Kontrolle bleibt, Müll produziert der noch Hunderttausende von Jahren strahlen wird.
So entstand eine bunte Mischung von Einheimischen und Zugereisten die gemeinsam Proteste und Widerstand organisierten. Geeint durch den Willen die Natur zu schützen und die nächste Generation nicht mit der Hinterlassenschaft von giftigem Atommüll zu belasten (welcher zudem schlimmstenfalls dazu dienen könnte Atombomben herzustellen).
An der Seite meiner Mutter, die sich dort engagierte, war ich als Kind dabei. Tief beeindruckt von dem riesigen wüstenähnlichen Gelände, dass sich dort nach dem Waldbrand in sengender Hitze (in meinen Augen) unendlich weit erstreckte. Nahe der schmalen Landstr., auf der kaum mal ein Auto fuhr, war aus einigen, halbwegs intakt gebliebenen, Ästen und Stämmen ein Abenteuerspielplatz errichtet worden. Über dem eine Sonne lachte, auf einem Schild aus Holzbrettern gemalt .
Wir machten mit bei der Wiederaufforstung und pflanzten Bäumchen, den der Graf, dem das Gebiet gehörte, wollte es nicht hergeben an Staat und Atomkonzerne. Stattdessen entstand dort neben der Wiederaufforstung, ein Hüttendorf, ebenfalls aus den übrig gebliebenen Holz gebaut.
Das Feuer der Zerstörung löschen
Widerstand
Wellen formen
Landschaften Gesellschaften Mich
Widerstandswellen bauen sich auf
erreichen einen Höhepunkt und dann
brechen sie (durch Repression)
Teile des Wassers
laufen zurück
andere
fließen
weiter
...
In Gorleben war der Widerstand stark genug um das Schlimmste zu verhindern. Statt Wiederaufarbeitungsanlage wurde ein Endlager errichtet und letztlich kam es dann tatsächlich zum Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland. Allerdings erst nach Jahrzehnten von zähem Protest und Widerstand (nicht nur im Wendland, nicht nur friedlich) und auch erst nachdem es global zwei krasse Atomkraft“unglücke“ (Tschernobyl und Fukushima) gegeben hatte, die zeigten, dass das Ganze keineswegs 100% kontrollierbar ist.
Nun im 21 Jahrhundert ist das Wendland vielfach besiedelt von Linksalternativen aller Colour. Immer noch ländlich strukturschwach, aber voller Kreativität und Initiativen für eine bessere Welt (erneuerbare Energie, Naturheilkunde, biologische Landwirtschaft, Solidarität mit Geflüchteten u.v.am.). Schön ist es dort, jede Menge alte Höfe und Scheunen die liebevoll aus- und umgebaut wurden. Dazu die Schönheit der Natur, allen voran der Elbe, die dort unbegradigt lang fließen darf und nicht nur Fröschen und Störchen gute Lebensbedingungen bietet.
Schön habt ihr es hier - schon mal was von der Klimakrise gehört?
Die ist erstaunlich wenig Thema während der kulturellen Landpartie (dem jährlichen Megaevent im Wendland). Obwohl es Mitte Mai 2024 verdammt heiß ist.
In Punkto Atomkraft gab und gibt es durchaus unterschiedliche Einschätzung, von Wissenschafenden der Physik, bezüglich des
Gefahrenpotenzials. Was das Klima anbelangt gibt es keine zwei Meinungen, sondern es ist eindeutig: wenn wir nicht radikal runterfahren mit Verbrennen fossiler Energie dann sägen wir den
Ast auf dem wir sitzen endgültig ab, also verwandeln die schöne Erde in einen für uns unbewohnbaren Planeten. Kein Thema. Obwohl
sie es hier doch besser wissen müssten. Obwohl es im Wendland doch ein recht großes Bewusstsein gibt über:
- Verantwortung gegenüber der Natur und der nächsten Generation
- Bedrohung der Lebensgrundlagen durch Profitinteressen und Lobbyismus der Energiekonzerne
- Notwendigkeit vom energiearmen, ressourcenschonenden Leben
Und nicht zuletzt die, inzwischen historische, Erfahrung von Widerstand und zivilem Ungehorsam.
Sollten doch insgesamt eine gute Voraussetzung sein sich der existentiellen Bedrohung der Menschheit und der krassen
Ungerechtigkeit zu stellen, die mit der Klimakrise einhergeht.Die Bügerinitiative Lüchow-Dannenberg hat es schon auf dem Schirm, ansonsten ist
Klimagerechtigkeit ein sehr randständiges Thema. Vielleicht weil es dabei nicht so einen klaren Feind gibt? Abgespalten vom eigenen „ich“, der dann
so wie die „Atommafia“ bekämpft werden kann. Die Spaltung in Gut und Böse und das Böse ist die Atomkraft. Das funktioniert in Bezug auf die Klimakrise nicht so ganz. Shell, Exxon, Gazprom und Co
sind zwar irgendwie hauptverantwortlich, aber anderseits müssen auch die Freaks ihre VW Busse irgendwo tanken und im Winter nach Gomera zu fliegen ist ebenfalls sehr verlockend. Also wir hängen da alle mit drin, mit unserem „imperialen Lebensstil“, der ja nun leider geil ist, zumindest ziemlich bequem und das System, all die Werbung,
drängt einen ja zum: Fleisch essen, Auto fahren, Flugzeug fliegen, konsumiern … Macht halt nur halb so viel Spaß mit dem Bewusstsein ,
damit Teil des Problems zu sein.
Ohne Auto geht es im Wendland nun wirklich nicht, meinen wohl die meisten, zumindest sprechen die Blechkolonnen vor den „Wunderpunkten“ (kulturelle Landpartie) dafür. Viele wunderschöne Wunderpunkte und davor und dahinter und daneben sehr viele hässliche Automobile.
Ist okay, nobody ist ohne Widersprüche.
Ist aber schade wenn es dazu führt, so wie der Rest der Gesellschaft, in Punkto Klimakatastrophe in die Verdrängung zu gehen.
Ist irgendwie merkwürdig, dass im Wendland ein großes event mit linkspolitischen und ökologischen Themen stattfindet, nur die Klimakrise ist kaum Thema.
Ist zeitgleich im Saarland und Teilen NRW Überflutungskatastrophe und die letzte Generation blockiert den Flughafen in München.
"Wahrheit ist Feuer und Wahrheit reden heisst leuchten und brennen" (L.Chefer)
Liebes, hübsches Wendland pass auf das du die Zeichen der Zeit nicht verpennst. Das Feuer der Zerstörung kann wieder kommen, auch zu
dir.
Es ist an der Zeit: Aufwachen – Feueralarm!